Charles Cerné - mit Seitenblick auf den Verlag Fürstner

Charles Cerné (1897-1943)

Diese CD enthält ausschließlich Aufnahmen mit Charles Cerné als Klavier-Partner. Příhoda und Cerné arbeiteten mindestens von 1924 bis 1930 zusammen.

Trotz  jahrzehntelanger vielseitigster Aktivitäten ist Charles Cerné in keinem Nachschlagewerk geführt. Auch meine um 1970 einsetzenden Recherchen konnten nur punktuell Licht in Cernés Vita bringen.

Obige - charakteristische Eindrücke widerzuspiegeln scheinende - Zeichnung war für mich bis Mitte 2005 das einzige bildhafte Zeugnis vom Menschen Charles Cerné.

Während der Arbeiten an diesem Booklet gelang es Mitarbeitern der Universal-Edition Wien, eine Künstlerkarte mit Unterschriften von Charles Cerné und Erna Sack auszugraben, die sich auf das 1940 von Charles Cerné bei der Uni­ver­sal Edi­tion Wien herausgegebene Erna Sack-Album bezieht, das ich kurz vorher in einem Antiquariat aufstöbern konnte.  

Das Album enthält 12 Lieder, die Cerné z.T. für den Konzertvortrag arrangierte (U.E 11210). Ei­nes der Lieder, Nachtlied genannt, stammt von Cerné selbst.

Cerné setzte sich auch nachhaltig für Joseph Marx ein. So wirkte er mehrfach an der Aufführung der Rhapsodie fis-Moll für Violine, Bratsche, Cello und Klavier  mit.

Charles Cerné komponierte 1936  eine 3-aktige Operette nach Motiven von Richard Genee. Hans Adler verfasste das Textbuch.

Cerné „Ich verbringe den Juli in Burgwies bei Mittesill. Mein Verlag wünscht mir viel Regen, damit die Partitur der Operette ‘Veilchenredoute’ rechtzeitig fertig wird. Im August bin ich abwechselnd bei den Salzburger Festspielen und beim Erna-Sack-Film in Wien.“

Gloriette - ein „Alt Wiener Walzer“  wurde bei  A. Fürstner unter der Best.-Nr. 7538 herausgegeben.

Für Příhoda arrangierte Cerné eine ganze Reihe von Werken für Violine und Klavier, darunter auch von Schubert die Nr. 2 aus Lieder op. 98 „Wiegenlied“ (Schlafe, holder süßer Knabe) - auf der Platte Schlummerlied genannt.

Cerné: „Příhoda und ich haben uns gemeinsam verpflichtet, für einen großen deutschen Verlag jährlich eine Reihe von Bearbeitungen älterer Konzertstücke zu liefern, und ich darf wohl das Geheimnis ausplaudern: Geschaffen werden diese Bearbeitungen im Eisenbahnwagen ... Die Bürstenabzüge werden uns nachgeschickt und dann werden auf der Weiterreise die Korrekturen gemacht.“

Während der Arbeit an vorliegender CD kamen bei einigen Verlagen Einspielungen mit Cernés Příhoda-Transkriptionen heraus. Leider wurden die Herausgeber zur Vita Cernés so gut wie nicht fündig.

Viele Kompositionen und Arrangements Cernés erschienen bei Fürstner. Werfen wir deswegen einen Blick in die Geschichte des Verlages, dem durch die „Braune Herrschaft“ ein nur zu typisches Schicksal aufgezwungen wurde.

Die eigentliche Bedeutung des Verlages Fürstner lag auf dem Gebiete der Bühnenwerke. Allem voran stand die enge Zusammenarbeit mit Richard Strauß. Um 1950 kam die enge Verbindung zu Schott & Söhne samt dem Übergang der Rechte an vielen Werke zustande.

Adolph Fürstner (1833 Berlin - 1908 Bad Nauheim), anfangs Prokurist bei Bote & Bock, gründete 1868 in Berlin seinen eigenen Musikverlag. 1872 erwarb er den Dresdener Verlag C. F. Meser  - zusammen mit den Rechten an Wagners Rienzi, Der fliegende Holländer und Tannhäuser, sowie an einer Reihe Lisztscher Kompositionen. 1881 heiratete er Clara Bresch, Nichte des Berliner Bankiers Gerson von Bleichröder. In den 80er Jahren erwarb er wertvolle Urheberrechte, z.B. an den Opern Der Cid, Der König von Lahore und Manon von Massenet, sowie an Werken von Godard, das Ballett Coppelia und die komische Oper Der König hat's gesagt von Delibes, Glinkas Das Leben für den Zaren, Leoncavallos Der Bajazzo.

Mit der Übernahme von Richard Strauß' Opus 22, Mädchenblumen begann Ende des 19. Jahrhunderts  eine lange Partnerschaft. Strauß nahm 1900 Fürstners Angebot einer jährlichen Rente an, lehnte jedoch bereits 1903 eine Verlängerung ab, blieb dem Verlag aber weiterhin verbunden. Neben der Neubearbeitung von Glucks Iphigenie auf Tauris kamen die Opern Feuersnot und Elektra hinzu.

Nach Adolph Fürstners Tod führten seine Frau und sein Sohn Otto den Verlag weiter. Strauß ließ eine ganze Reihe weiterer Werke bei Fürstner verlegen: Rosenkavalier (1911), Ariadne auf Naxos (1912), Josephs-Legende (1914), Frau ohne Schatten (1919), Schlagobers (1922), Intermezzo (1924), die Bearbeitung von Beethovens Ruinen von Athen (1924), Die ägyptische Helena (1928) und zahlreiche Liedkompositionen.

1910 gründete Otto Fürstner in Paris eine Filiale, um den Strauß’schen Opern vom Rosenkavalier ab die 50jährige Schutzfrist zu sichern. 1911 wurde Otto Fürstner Teilhaber, nach dem Tod seiner Mutter 1922 Alleininhaber. Er bekleidete zahlreiche öffentliche Ämter wie z.B. Sachverständiger der Handelskammer für Musikalien, Beirat des AFMA, Vorstand des Vereinigten Berliner Kaufleute und Industrieller.

Der Erfolg der vor dem 1. Weltkrieg ins Leben gerufenen Bibliothek älterer und neuerer Claviermusik unter der Redaktion von Franz Kroll veranlasste ihn, auch für andere Instrumente derartige Sammlungen zusammenstellen zu lassen. Die um 1900 aufblühende Kaffeehausmusik führte zur Aufnahme von Salonorchester-Besetzungen. Bei Ausbruch des I. Weltkrieges wurde die Pariser Filiale beschlagnahmt.

Später kam es zu fruchtbarer Zusammenarbeit mit Hans Pfitzner (u.a. Palestrina, Christelflein, das Chorwerk Von deutscher Seele).

Nach 1933 emigrierte Fürstner nach England, wo er die Auslandsrechte des Verlages  Adolph Fürstner der Londoner Fürstner-Limited übertrug. Die wichtigsten deutschen Rechte verpachtete er Johannes Oertel, einem langjährigen Angestellten. Dennoch wurde die Firma in den 40er Jahren im Handelsregister gelöscht. 1950 erhielt Otto Fürstner die bis 1945 verpachteten und Teile der übrigen Rechte zurück. Unter dem Druck der Verhältnisse verkaufte er die Rechte an Pfitzners Palestrina an Schott in London und den Katalog der Fürstner Limited mit den Strauß- und Pfitznerwerken außerhalb Deutschlands, Danzigs, Italiens, Portugals und der Sowjetunion der Firma Boosey & Hawkes Ltd., London.

Soviel zum Verlag Fürstner.

Synoptisches: Herbert von Karajan war von 1935 bis 1942 Städtischer Musikdirektor in Aachen. Das nebenstehend besprochene Konzert fand 1939 in Aachen statt.

Sorry - noch Baustelle