Kennen Sie Saschko Gawriloff? Stolpern Sie eher zufällig über diesen Namen? Oder geht es Ihnen ähnlich wie mir?

Als seinerzeit die Langspielplatte aufkam, kostete sie ein Vermögen. Ihr Erwerb glich bei einem Halbwüchsigen einer Großtat! Einer der Internationalen Schallplattenclubs — die MUSICAL MASTERPIECES SOCIETY, in Deutschland besser als CONCERT HALL bekannt — kam damals mit Platten für ca. 16,00 DM auf den Markt. Immer noch ein Vermögen – aber gegenüber 25,00 DM hatte man noch Geld für 2 Wochen Mensa übrig....

Unter diesen eher prosaischen Bedingungen kam ich zu meinen ersten LP’s — und zu Aufnahmen mit Saschko Gawriloff. Mit ihm lernte ich Vivaldis unverwüstliche ‘Jahreszeiten‘ und L’Estro armonico, Mozarts Haffner-Serenade und Haydns G-dur-Konzert kennen. Daneben traten aber auch Einspielungen, Konzerte oder Rundfunkaufnahmen mit neuer und neuester Musik. Isang Yun, Johann Nepomuk David, Alfred Schnittke, Ligeti u.v.a.m.

 „Saschko Gawriloff, ein hochbegabter bulgarischer Geiger, macht heute eine besonders glänzende Solistenkarriere  — zwischen diesen frühen Anmerkungen zur Person und der vorliegenden CD liegt ein Musikerleben, wie es erlebnisreicher kaum sein kann. Ausbildung, diverse Konzertmeisterstellen bei führenden Orchestern, Solistenlaufbahn, Professuren, Rostal-Nachfolge - das wirkt wie eine zwangsläufige Abfolge, zielstrebig geplant und geradlinig abgelaufen. Der Außenstehende jedoch wird wenig von der erforderlichen Energie, dem Arbeitspensum, Durchhaltevermögen, unvermeidlichen Rückschlägen, usw. usw. ahnen. Aber wie so oft, barg auch hier die Schinderei — und die war es gewiss oft genug — den Lohn in sich selbst.

Saschko Gawriloff hat dem Diskus im Laufe der Jahre fürwahr ein Repertoire anvertraut, das an Breite und Qualität keinen Vergleich scheuen muss. Sein besonderes Anliegen galt — und gilt — der Musik seiner Zeitgenossen. Das bei PODIUM vorliegende Programm erinnert daran, auf wessen Schultern Komponisten und Interpreten dabei letztlich stehen.

Wolfgang Wendel