PODIUM - Wolfgang Wendel
Geboren am 13. September 1948. Ab 7 Jahren Klavier- und Orgelunterricht (Münster St. Georgs-Kirche in Dinkelsbühl) bei Karl Schineis. Mit 14 Jahren erwachte sein Interesse an Rockmusik: Dem Kauf einer ersten E-Gitarre folgte bald die Gründung der ersten Dinkelsbühler „Beatband“. In diese Jahre fallen die ersten Versuche des Komponierens; Musik wird ab jetzt in zunehmendem Maße Mittelpunkt seiner Lebensprojektion. Gegen den anfänglichen Widerstand seiner Eltern beginnt er 1971 das Musikstudium in Würzburg bei Karl Haus, Klaus-Hinrich Stahmer und dem Komponisten Bertold Hummel.
Einige Jahre war er AstA–Vorsitzender der Würzburger Musikhochschule. 1978 legte TONI VÖLKER sein letztes Examen in Würzburg ab (insgesamt Hauptfach Klavier, Hauptfach Musiktheorie und Komposition). Ab 1977 studierte er weiterführend Komposition und Musiktheorie an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe. Sein Kompositionslehrer Eugen Werner Velte, langjähriger Rektor der Karlsruher Musikhochschule, prägte durch seine herzliche und liberale Art, verbunden mit einer starken Abneigung gegen jeglichen Bürokratismus, entscheidend seine Vorstellung von offenem und antiautoritärem Unterricht.
Durch Velte - auch Lehrer seines engen Freundes Peter-Michael Riehm und von Volker Heyn, Joachim Krebs und Wolfgang Rihm - war auch eine direkte Verbindung zur 2. Wiener Schule um Arnold Schönberg gegeben. Hans-Erich Apostel, der Lehrer Eugen Werner Veltes, war wiederum Schönberg-Schüler, so dass TONI VÖLKER, in der Tradition dieser Schule stehend, der Ästhetik Anton Weberns, Alban Bergs und Schönbergs eng verbunden war und ist.
1982 beendete TONI VÖLKER seine Studien in Musiktheorie (Diplom) und mit der Künstlerischen Ausbildung II in Komposition. Nach intensiven musiksoziologischen und musikästhetischen Studien - seine Diplomarbeit in Karlsruhe setzte sich mit „Kunst im Spiegel der Form-Inhalt-Dialektik“ auseinander – gab er an der Hochschule für Musik Karlsruhe über Jahre hinweg das Seminar „Einführung in die Musiksoziologie“. TONI VÖLKERS Interesse galt vor allem der sozialen Einbindung von Kunst und ihrer „sozialen Verpflichtung“.
Seit 1983 bis heute unterrichtet TONI VÖLKER den musiktheoretischen Fächerkanon Tonsatz, Gehörbildung und Formenkunde/Analyse an der Hochschule für Musik Karlsruhe. 1990 begründet er als Künstlerischer Leiter die „MUSICA VIVA PFORZHEIM“. In Zusammenarbeit mit dem SWR, der Stadt Pforzheim und dem Land Baden-Württemberg findet ein Komponistenworkshop mit Isang Yun statt, mit dem TONI VÖLKER ein Gesprächskonzert gestaltet.
1984 erfolgte die Berufung von TONI VÖLKER als Kompositionslehrer und Leiter des „Seminars für Neue Musik“ an die Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Neben der Leitung der Kompositionsklasse – viele seiner Studenten haben über die vielen Generationen und Jahre hinweg nationale und internationale Kompositionspreise gewonnen – hält er dort Vorlesungen in Musiksoziologie und Musikästhetik, leitet das „Seminar für Neue Musik“, unterrichtet „Freie Improvisation Neuer Musik“ und ist seit 26 Jahren Leiter und Organisator der renommierten und international bekannten „Darmstädter TAGE FÜR NEUE MUSIK“. Eine Reihe seiner Kompositionsschüler sind zwischenzeitlich selbst Professoren für Komposition geworden.
Sein Werkkatalog umfasst neben kammermusikalischen und solistischen Arbeiten Chor-, Orchester-, Oratorien- und Bühnenwerke.
Auftragswerke entstanden für das Badische Staatstheater Karlsruhe, für die Bayerische Kammeroper, das Ensemble United Berlin und viele andere. Zahlreiche Aufführungen und Rundfunkproduktionen sowie Portrait- und Gesprächskonzerte fanden u. a. beim Bayerischen Rundfunk, Hessischen Rundfunk und Südwestrundfunk statt. Seine Werke sind verlegt bei Ricordi - TRE MEDIA Musikverlage, TONOS-Verlag, Flautando und Eres-Edition. Zahlreiche Kompositionen mit verschiedenen Besetzungen sind auf CDs vertreten.
Intensive kompositorische Arbeit an den ‚Hymnen an die Nacht’ für Soli, Chor, Sprecher und Orchester nach Texten von Novalis; die mit dem Bayerischen Rundfunk vereinbarte Produktion des kompletten mehr als 2-stündigen Werkes wird 2012/13 erfolgen.
„...Völker erzählt hier mit den Mitteln einer opulent schimmernden Musik von den Wundern der Nacht, die Novalis in seinen Texten anrührt. Ein faszinierendes, packendes, beeindruckendes Werk voller Klarheit. Sie erzeugt die Helligkeit im Dunkel dieser Welt, die vorwiegend eine Tagwelt zu sein scheint und allerlei Unheil bereit hält. In diesem Sinne wirkt die sehr rhythmisch klingende lyrische Prosa von Novalis modern, als wäre sie soeben entstanden. Die Nacht als Symbol für die Schönheit, die sich nicht zu verbergen braucht. Eine Nacht, die ganz anders ist, die regelrecht durchleuchtet und dabei aufgehellt wird.“
Heinz Zietzsch, Darmstädter Echo, 15.02.2010